Mobilität und Gebäude – was zu tun ist

Schon lange ist klar: Wenn wir unsere Lebensgrundlagen auf diesem Planeten nicht zerstören wollen, müssen wir etwas ändern. Doch was heisst es konkret, etwas zu ändern? Wo, wie und was kann und muss geändert werden?

Um diese Frage zu beantworten, muss zuerst einmal die heutige Lage betrachtet werden. Bei den Inlandemissionen in der Schweiz sind wichtige Bereiche, in denen viel emittiert wird, der Strassenverkehr mit 32% und die Gebäude mit 18% des gesamten Treibhausgasausstosses [1]. Im folgenden Artikel nehme ich daher diese beiden Bereiche unter die Lupe: Wie bewegen wir uns in einer nachhaltigen Welt fort? Wie wohnen, wie heizen wir in Zukunft? Wie können wir unsere direkten Emissionen von Treibhausgasen reduzieren? Des Weiteren skizziere ich einige konkrete Ansatzpunkte für Massnahmen, um diese so fern scheinende nachhaltige Welt Realität werden zu lassen.

Mobilität

Autofreie Innenstädte

Städte leiden extrem unter den Auswirkungen des motorisierten Individualverkehrs: Lärm- und Luftverschmutzung sind Konsequenzen, die für viele Stadtbewohner*innen alltäglich sind. Die benötigte Infrastruktur nimmt signifikant viel Platz ein, der in wachsenden Städten rar wird. Autos sind ohne Frage aufgrund ihres Schadstoffausstosses schädlich für Mensch und Umwelt. Ein Autoverbot in der Innenstadt wäre eine enorme Entlastung und eine Bereicherung für das Stadtleben. Dadurch würden neue öffentliche Räume geschaffen. Der Umstieg vom Auto auf die öffentlichen Verkehrsmittel oder auf das Fahrrad würde viel zu einer Verkleinerung des städtischen Fussabdruckes beitragen.

Förderung von öV und Langsamverkehr

Um die Treibhausgasemissionen zu verringern, muss im Bereich der Mobilität ein Umdenken stattfinden. Dazu ist es nötig, den öffentlichen Verkehr und den Langsamverkehr attraktiver zu machen und zu unterstützen. Ihre optimale Förderung liegt im Interesse von Mensch und Umwelt und einer nachhaltigen Mobilitätsstrategie. Zu Fuss oder auf dem Fahrrad unterwegs zu sein ist gesund, braucht sehr wenig Verkehrsfläche, und ist emissionsfrei. Momentan ist eine wesentlich stärkere Förderung des Veloverkehrs in der Schweiz dringend nötig: Nur sieben bis acht Prozent der Bevölkerung fahren regelmässig Fahrrad [2]. Sichere und durchgängige Wegnetze für den Fuss- und Fahrradverkehr sind an vielen Orten in der Schweiz nicht gewährleistet und sollen baldmöglichst ergänzt werden. Der Umstieg vom Auto auf den öffentlichen Verkehr muss attraktiver werden.

Keine CO2-emittierenden Autos bis 2030

Die Schweiz gehört seit 1990 zu den Ländern mit den höchsten Pro-Kopf-Emissionen durch Personenwagen [3]. Das muss sich ändern. Das konkrete Ziel heisst: Weg vom Auto! Als Übergang sollen emissionsstärkere Autos aus dem Verkehr gezogen werden, sodass nur noch kleinere, leichtere und neuere genutzt werden. Car-Sharing und Car-Pooling soll gefördert werden. Dort, wo ein Auto immer noch benötigt wird, sollen Elektroautos genutzt werden, die mit Strom aus erneuerbaren Energien angetrieben werden.

Verbot Kurzstreckenflüge

Ein Kilometer mit dem Flugzeug belastet das Klima 30-mal so stark wie ein mit dem Zug zurückgelegter Kilometer. Trotzdem steigt in der Schweiz die Anzahl Flüge stetig – mit Folgen: Die Fliegerei ist in der Schweiz für über 18 Prozent des menschengemachten Klimaeffekts verantwortlich [4]! Viele Kurzstreckenflüge sind ineffizient und unnötig. Aus diesem Grund braucht es eine signifikante Flugverkehrsabgabe und ein gänzliches Verbot von Flugreisen, welche mit dem Zug in sechs oder weniger Stunden absolviert werden könnten.

Gebäude

MuKEn

Bei den «Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich» (MuKEn) handelt es sich um das von den Kantonen gemeinsam erarbeitete Konzept energierechtlicher Mustervorschriften im Gebäudebereich. Seit der letzten Auflage vom Jahre 2014 wurden die Technologien effizienter und die Dringlichkeit zu raschem Handeln stärker, weshalb eine neue, stringente Auflage baldmöglichst erarbeitet werden soll. Zudem stockt die Umsetzung in vielen Kantonen noch. Die Auflage 2014 soll also von allen Kantonen sofort umgesetzt werden. Die Gesetze soll auch zur systematischen energetischen Renovation von bestehenden Gebäuden anhalten. Weiter sollen neue wie alte Gebäude einen angemessenen Anteil des Stromverbrauchs durch Eigenproduktion abdecken.

Heizungsersatz

Zwei Drittel der Gebäudeemissionen stammen in der Schweiz von Privathaushalten, also von Heizen und Warmwasser im Wohnbereich [3]. Heizungen mit fossilen Brennstoffen sind extrem klimaschädlich, daher müssen sie durch erneuerbare Energieträger angetrieben werden. Bei neuen Gebäuden soll dies sofort umgesetzt werden, schon installierte fossil betriebene Heizungen sollen bis 2030 ersetzt werden. Alternativen gibt es nämlich bereits! Gut betriebene Holzheizungssysteme sind CO2-neutral, denn die Verbrennung von Holz setzt gleich viel CO2 frei, wie beim Wachstum des Holzes gebunden wurde. Eine weitere Option sind mit Elektrizität betriebene Wärmepumpen, die die Wärme aus der Umwelt nutzen, um zu heizen oder zu kühlen. Auch thermische Sonnenkollektoren können genutzt werden. Eine andere Möglichkeit ist eine sehr gute Isolation, sodass gar keine Heizung mehr benötigt wird. Für Wärmepumpen müssen gleichzeitig Massnahmen im Bereich der Stromversorgung ausgebaut werden, wie Effizienzvorschriften, eine starke Förderung von Photovoltaik sowie nachhaltige Wasser- und Windkraft.

Wohnfläche begrenzen

200-Quadratmeter-Wohnungen oder Einfamilienhäuser brauchen deutlich mehr Energie als Wohnblöcke oder Reihenhäuser. Die durchschnittliche Wohnfläche, welche jeder Person zur Verfügung steht, steigt in der Schweiz stetig an: Während den Schweizer*innen im Jahre 1970 durchschnittlich 27 Quadratmeter Wohnfläche pro Kopf genügten, so beläuft sich diese Zahl 2017 auf 46 Quadratmeter [5]. Grössere Wohn-Dimensionen bedeuten mehr Fläche, die geheizt (oder gekühlt) werden muss. Zudem bedeutet jeder neu bebaute Quadratmeter Wohnfläche auch einen Verlust an Grünflächen – besonders gravierend ist dies bei Einfamilienhäusern. Deshalb ist es sinnvoll, wenn die Wohnfläche, inklusive Ferienwohnung(en), von 30 Quadratmeter pro Person nicht überschritten werden darf.

Forschung

Sowohl im Bereich des Verkehrs als auch im Gebäudebereich sollen mehr Geld und Ressourcen in die Forschung investiert werden. Im Verkehr soll konkret ein Abbau der wichtigsten Hemmnisse für eine nachhaltige und CO2-arme Mobilität das Ziel sein. Auch Forschung an nachhaltigen Gebäudetechnologien soll gefördert werden. So viel Geld wie man früher für die Nuklearenergieforschung ausgegeben hat, soll man nun auch in diesen Bereichen zu investieren bereit sein!

Dies waren nur einige Massnahmen, die umgesetzt werden müssen. Es gibt natürlich noch viel mehr Bereiche, die berücksichtigt werden müssen. Insbesondere die grauen Emissionen, die durch unseren Konsum von ausländischen Gütern entstehen, müssen deutlich verringert werden. Diese sind nochmals so gross wie die Emissionen im Inland. Massnahmen gibt es bereits, nun ist es an der Zeit, sie umzusetzen!

Lina Gisler

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